Wie jetzt durch eine Anfrage der grünen Bürgerschaftsfraktion bekannt wurde, ist der bisherige Geschäftsführer des Flughafens Rostock-Laage nur einen Tag nach dessen Vorstellung des neuen Flughafenkonzepts entlassen worden. Dieses Konzept sollte die weitere Entwicklung des Flughafens bis zum Jahr 2017 vorgeben und war Voraussetzung, damit das Land seinen Zuschuss verdoppelt. Bislang hatten die Gesellschafter zu den Gründen für die überraschende Entlassung geschwiegen. „Damit erleben wir einen weiteren Baustein in der gescheiterten Flughafenpolitik von Stadt und Land. Was wir endlich brauchen ist ein Umdenken“, so Simone Briese-Finke, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bürgerschaft.
„Anstatt mit Millionensummen einen Flughafen am Leben zu erhalten, den kaum jemand nutzt, wollen wir lieber Familien mit Kindern in der Stadt finanziell entlasten“, so Briese-Finke. Dazu wollen die Grünen die Preise für die Schülertickets in Rostock halbieren. Zur Finanzierung sollen die Zuschüsse an den Flughafen Rostock-Laage reduziert und schließlich eingestellt werden. „Das ist nicht nur sozial gerecht, sondern verbessert auch die Möglichkeiten aller Schüler ihre Schule frei zu wählen. Gleichzeitig erhöhen wir so die Attraktivität des Öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt für Familien und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz“, so Briese-Finke. Der Preis für das Schülerticket wurde im April um einen Euro auf 26,50 Euro ohne Fahrrad und 29,50 Euro mit Fahrrad angehoben.
Die Finanzierung soll im Wesentlichen durch die Einstellung der städtischen Zuschüsse an den Flughafen Rostock-Laage erfolgen. „Mit dem Scheitern des Geschäftsführers und dessen Konzept ist völlig unklar, wie es am Flughafen weitergeht. Ein neuer Geschäftsführer wird frühestens im Herbst eingestellt. Wie dann in diesem Jahr noch ein tragfähiges Konzept auf die Beine gestellt werden kann, ist mehr als fraglich“, kritisiert Briese-Finke. „Der Flughafen bleibt ein Fass ohne Boden. In Zeiten knapper Kassen müssen wir aber klare Prioritäten setzen“, fordert Briese-Finke.
Dass die Öffentlichkeit nicht erfahre, ob und in welcher Höhe Abfindungszahlungen an den gerade entlassenen Geschäftsführer geleistet werden müssen, reihe sich in die Negativbeispiele der Flughafenentwicklung ein. Im Jahr 2013 verzeichnete der Flughafen Rostock Laage an fast 100 Tagen keinen Flugverkehr von Linien- und Chartermaschinen. Die ohnehin geringe Fluggast-Statistik war zudem verzerrt: Von den 177.000 offiziell gezählten Passagieren waren nur 121.000 Gäste von Linien- oder Charterflügen. Den Rest bildeten Insassen von Übungsflügen, Polizeihubschrauber-Einsätzen und ähnlichen Vorgängen. Konzipiert war das Terminal für 500.000 und mehr Passagiere. Auch in diesem Jahr konnte Rostock-Laage den versprochenen Aufwärtstrend nicht erreichen: die Fluggesellschaft Rostock Airways ist inzwischen vom Markt verschwunden. Briese-Finke: „Wir bedauern diese Entwicklung, aber irgendwann muss man den Realitäten ins Auge blicken und Entscheidungen treffen: Der Flughafen ist längst zu einem Fass ohne Boden geworden.“
Sinnvoller sei daher eine Stärkung des Öffentlichen Nahverkehrs, der pro Passagier mit einem Bruchteil der Flughafenförderung auskomme. Derzeit nimmt die RSAG etwa 2,4 Millionen Euro durch den Verkauf der Schülertickets ein. „Durch die Einsparung des Zuschusses an den Flughafen in Höhe von etwa 1 Million Euro könnte ein Großteil der Preisreduzierung ausgeglichen werden“, so Briese-Finke. Die übrigen Einnahmeausfälle sollen über die geplante Kostenübernahme durch das Land gedeckt werden, die von der bündnisgrünen Landtagsfraktion angestoßen wurde. Ein Rechtsgutachten hatte eine Benachteiligung der kreisfreien Städte festgestellt. Bildungsministerium und Oberbürgermeister stehen derzeit in Verhandlungen, wie eine Kostenbeteiligung des Landes an der Schülerbeförderung geregelt werden kann.